Manuela Gartmeier
24 April 2021
Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschliesst.
An einem Freitag Abend nach dem Skilager mit 50 Jugendlichen will ich schlafen. Höchstens noch die Fernbedienung drücken, um die Neflix - Serie zu wechseln. Aber auf keinen Fall soziale Interaktionen irgend einer Art, kein Lärm, nichts. Ruhe. An diesem besonderen Freitag Abend habe ich mich plötzlich in einem Gruppenchat wiedergefunden. Mit einem Informatiker. Fünf Jahre jünger als ich. Meine Arbeitskollegin aus der Schule hat ihn als Begleiter in ihrem Skilager kennen gelernt und dachte, der wäre was für mich.
"Scheisse. Was mache ich jetzt?" So mein erster Gedanke. Ich bin Emmentalerin, bewusstes Landei, tief verliebt in die grünen Hügel und Burgdorf ist so das Maximum von aus dem Emmental wegziehen, das ich noch aushalte. Der Typ war aus Aarau, arbeitete in Zürich. Sicher so ein Schnösel. Meine Motivation war nicht sehr gross. Also habe ich erstmal nicht reagiert.
Ok. Jetzt musste ich reagieren. Sonst bin ich ja voll unhöflich! Und Sabine braucht den Typen sicher noch, um sie in zukünftigen Lager zu begleiten. Was habe ich gelesen? Nicht zu schnell zurückschreiben. So 20 Minuten warten? Oder erst morgen schreiben? Herrje, ich war ja so gar nicht im Dating - Modus.
Wir haben ein bisschen geschrieben. Der Typ hatten einen schönen Namen, Joshua, er mochte Hunde und er schient mir erwachsen. Er wollte mich treffen. Ok, wieso nicht? Für unser erstes Date habe ich vorgeschlagen, dass wir uns in der Mitte treffen. Also zwischen Ramisberg und Aarau. Er hat dann Zofingen gewählt. In der Mitte..? Er war immer noch potentieller zukünftiger Skilagerbegleiter meiner Arbeitskollegen, also wollte ich höflich bleiben. Beim Date selber habe ich am Anfang gedacht, er sei ein bisschen arrogant. Hat immer so intellektuell in die Luft gekuckt zum sprechen. Heute weiss ich, das macht er, wenn er nachdenkt. Der Abend war dann aber doch ganz toll, wir sind nach dem Kennenlern - Kaffee mexikanisch Essen gegangen und die Zeit ist verflogen. Und er mochte Kira.
Diese Mischung aus schüchtern und frech, das hat mir gefallen. Und er hat mir am selben Abend noch geschrieben. Und tatsächlich hatte ich sowas wie Schmetterlinge. Es gab weitere Dates, und er war sichtlich angetan von mir. Doch ich habe mich schwer getan. Mein Vater war im Dezember nach kurzer Krankheit viel zu jung verstorben, und ich war emotionstechnisch eher instabil. Es war nicht einfach für Joshua. Doch er hat mein Herz erobert. Kitschig, ich weiss. Wie im Film. Er hat mich bei sich zum Essen eingeladen und dazu ein Rezept für Flammkuchen ausgedruckt. Er hat mich für ein Wochenende in Verbier eingeladen und mich mit Wellness überrascht. Er ist spontan mit dem Motorrad auf dem Ramisberg aufgetaucht. Es war schön, dieses Umwerben erleben zu dürfen, und ich habe mich verliebt.